Die hohen jüdischen Feiertage

Die hohen jüdischen Feiertage

Ein Stationenlauf für Kinder

Iris Feigel

Ziel ist es, an verschiedenen Stationen von wichtigen jüdischen Feiertagen zu hören und einzelne Elemente  nachzuempfinden, neugierig zu werden auf das Judentum als aktuelle in Deutschland ausgeübte Religion. Als Hausspiel abwandelbar.

Hintergrund und Ansatz

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Foto: Iris Feigel

Eigene Kontakte zu Mitgliedern einer jüdischen Gemeinde in der Nähe sind eher die Ausnahme für Kinder in Deutschland – obwohl hier inzwischen wieder mehr als 100.000 Jüdinnen und Juden leben, die Synagogengemeinden angehören. In vielen Landstrichen sind Kontakte zu muslimischen Kindern eher die Regel. Muslimische Feste, etwa das Zuckerfest, kennen viele christliche Kinder als Feste, die in Deutschland von ihren muslimischen Klassenkamerad/inn/en gefeiert werden.

Jüdische Feste, wie das Passa-Fest, finden aus der Perspektive vieler Kinder ausschließlich in den Geschichten der Bibel, heutzutage bestenfalls in Israel statt. Informationen über das Judentum erhalten Kinder in erster Linie aus dem Religionsunterricht oder sie lernen das jüdische Volk ausschließlich als verfolgtes Volk im Geschichtsunterricht kennen.

Der vorliegende Stationenlauf ist bewusst sehr niedrigschwellig gehalten, tiefergehende Hintergründe werden hier nicht vermittelt. Es geht in erster Linie darum, die Schwesterreligion nicht als durch das Christentum überholte Religion wahrzunehmen. Die Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, das Judentum als aktuelle Religion zu erkennen, die heutzutage genauso wie das Christentum in Deutschland gelebt und gefeiert wird. Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, Feste nachzufeiern, das wäre weder der jüdischen noch der christlichen Religion angemessen, sondern der Stationenlauf soll neugierig machen und Kinder und Mitarbeitende zum Forschen und Nachfragen anregen.

Stationenlauf

Die folgenden Stationen beginnen bei eigenen Feiertagserfahrungen und haben dann überwiegend wichtige jüdische Feiertage zum Thema. Sie können als Waldrallye/Stationenlauf ebenso gespielt werden wie als Hausspiel. Die Kinder teilen sich in Gruppen von 5-8 Kindern und werden in Abständen mit einer Begleitung losgeschickt oder bei vertrautem Gelände an den Stationen erwartet.

Wenn die Gruppen nacheinander starten, entstehen Wartezeiten. Entweder für diese Zeit Spiele oder Lieder vorbereiten oder an mehreren Stationen gleichzeitig starten. Wenn mit verschiedenen Gruppen an verschiedenen Stationen gestartet wird, ist es sinnvoll, Station 1 und 2 mit allen Gruppen gleichzeitig am Startpunkt zu spielen und dann mit den jeweiligen Gruppenleiter/innen an die individuelle Startstation zu gehen. Station 7 wird dann für die Großgruppe wieder zur gemeinsamen letzten Station.

Fragen, die bei den Kindern aufkommen, lassen sich gut auf dem Weg zur nächsten Station besprechen. Offene Fragen werden notiert und in der Großgruppe am Ende geklärt.

Vorbereitung und Materialbedarf nach Stationen

Allgemeines

  • Entweder soll jede/r Gruppenleiter/in jede Aufgabe zu den Stationen vorher gesehen haben und sicher sein, dass er/sie die Lösung weiß oder jede Station ist mit einer Person besetzt, die die Aufgaben erklärt und einleitet.
  • Jede Gruppe erhält einen Stift und eine Kopie der Punktekarte.
  • An jeder Station liegen die Informationen zum jeweiligen Fest, Aufgabenblätter und gegebenenfalls Material.
  • Es ist sinnvoll, Station 7 in der Nähe des Startpunktes zu platzieren. Das bedeutet kurze Wege für Essen und Getränke und nach dem Picknick ist nicht noch ein langer Heimweg zu bewältigen.
  • Eventuell kleine Preise besorgen.

Zur Organisation 

Station 1 – eigene Feste

Zur Vorbereitung:

  • Man braucht einen Ort, an dem etwas zu finden ist: Blumen, Steinchen, Tannenzapfen, Muscheln, Treibholz…Wo nichts aufgesammelt werden darf, für die Kinder Stift und Papier bereitlegen, damit sie zu jedem Fest ein Symbol malen  oder aus Zeitungspapier „ausreißen“ können.
  • Aufgabenkarte für Station 1 bereit legen.

Zur Durchführung:

  • Mit den Kindern die Aufgabe lesen.
  • Großzügig in der Punktevergabe sein: Es geht darum, dass die Kinder in Bewegung kommen, körperlich und geistig. Das heißt, sie sollen darüber nachdenken, welche Feste sie kennen und überlegen, was passen könnte und gleichzeitig den Spielort für sich entdecken. Dabei geht es nicht darum, eindeutige Zuordnungen zu erreichen, sondern darum, um die Ecke zu denken, kreativ zu sein: z. B. aus Steinen ein Symbol zu legen, aus zwei Stöcken ein Kreuz zu machen und darüber ins Gespräch zu kommen.
  • Punkte in die Punktekarte eintragen.

Station 2 – andere Feste

Zur Vorbereitung:

  • Stift und Papier bereit haben
  • Aufgabenkarte für Station 2 bereitlegen

Zur Durchführung:

  • Mit den Kindern die Aufgabe lesen.
  • Stift und Papier zum Aufschreiben der Feiertage
  • Punkte in die Punktekarte eintragen.

Station 3 – Chanukka

Zur Vorbereitung:

  • 8 Schokomünzen pro Kind
  • gebastelter oder gekaufter Dreidel (im Spielzeuggeschäft oder Internet zu beziehen für ca. 1 Euro pro Stück)
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Foto: Iris Feigel
  • Bastelanleitung Dreidel:
    Für den Dreidel aus selbsttrocknender Knetmasse einen Würfel formen, auf eine Fläche eine Spitze setzen, in die gegenüberliegende Seite vorsichtig ein Holzstäbchen (z. B. Dübel) als Griff für den Kreisel bohren und in die seitlichen Flächen die Buchstaben Nun – נ, Gimel – ג, He – ה, Schin – ש ritzen und trocknen lassen.

  • Text- und Aufgabenkarten für Station 3 bereitlegen 
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Foto: Melanie Mordhorst-Mayer

Zur Durchführung

  • Mit den Kindern die Informationen zu Chanukka lesen.
  • Bild von einem Chanukka-Leuchter zeigen und gemeinsam betrachten. Was ist das?
    (Auf dem Bild: Anzünden der Kerzen am 7. Tag; in der Mitte des Leuchters der leicht erhöhte Kerzenständer, in den die „Anzündekerze“ gleich gesteckt wird.)
  • Mit den Kindern die Aufgabe lesen und spielen.
     

Station 4 – Pessach

Zur Vorbereitung

  • verschiedene Backtriebmittel in kleinen Schälchen zum Befühlen, Schmecken und Riechen: Hefe, Natron, Backpulver, Sauerteig (wenn es schwierig sein soll auch Hirschhornsalz oder Pottasche)
  • kleine Pappschilder mit den Namen der Backtriebmittel
  • Bonusaufgabe: Briefumschläge, Notizzettel für die Fragen der Kinder und Stifte
  • Eventuell Mazzen und Sauerteigbrot zum Probieren
  • Text- und Aufgabenkarten zu Station 4 bereitlegen.

Zur Durchführung

  • Mit den Kindern die Informationen und die Aufgabe lesen.
  • Die Aufgabe lösen. (Achtung schwierig! Großzügig helfen!)
  • Hier ist ein guter Zeitpunkt, um einen Schluck zu trinken und eventuell Mazzen und Sauerteigbrot zu probieren. Währenddessen kann man ins Gespräch darüber kommen, welche traditionellen Speisen sie bei unseren Festen kennen – und warum sie an diesem Tag gegessen werden. (Z. B. das Osterei als Zeichen des Lebens, symbolisch für die Auferstehung; der Christstollen, der wie das Wickelkind aussieht, aber auch die Weihnachtsgans, die sich nicht symbolisch erklären lässt.)
  • Die Punkte in die Punktekarte eintragen.

Station 5 – Schawuot

Zur Vorbereitung

  • Die Zehn Gebote (EG 806) auf zehn Karteikarten schreiben/kopieren.
  • Die Karten werden an der Station einzeln und nicht zu schwierig versteckt.
  • Eventuell mit Flatterband den Suchradius eingrenzen.
  • Text- und Aufgabenkarten zu Station 5 bereitlegen.

Zur Durchführung

  • Mit den Kindern die Informationen zu Schawuot lesen, dann die Aufgabe lesen und spielen.
  • Die Punkte in die Punktekarte eintragen.

Station 6 – Rosch Haschana und Jom Kippur

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Foto: tomer turjeman/fotolia.de

Zur Vorbereitung

  • Klären, ob ein Schofar z. B. in der Medienstelle ausgeliehen werden kann.¹
  • Text- und Aufgabenkarten zu Station 6 bereitlegen.
  • Rätsel für jede Gruppe als Kopie bereit legen und einen Stift bereit haben.
  • Lösung für die Gruppenleiter/innen kopieren.

Zur Durchführung

  • Mit den Kindern die Informationen zu Rosch Haschana und Jom Kippur lesen.
  • Ein Foto von einem Schofar zeigen und erzählen, dass man am dünneren Ende hineinbläst, der Ton am dickeren Ende herauskommt und was das für durchdringende Töne macht.
  • Ggf. versuchen, auf dem ausgeliehenen Schofar Töne zu erzeugen.
  • Die Kinder das Rätsel lösen lassen.
  • Die Punkte in die Punktekarte eintragen.

Station 7 – Sukkot

Zur Vorbereitung

  • ein Picknick zum gemeinsamen Essen.
  • Wir bauen bewusst keine Laubhütte, um nicht den Eindruck des „Nachfeierns“ zu erwecken. Es soll einfach Zeit sein, zusammenzusitzen und zu reden, zu singen und zu essen. Möglicherweise reden die Kinder viel über die neuen Eindrücke des Tages, aber es ist auch möglich, dass viele Gedanken zu christlichen Festen auftauchen, dann ist das auch in Ordnung. Möglicherweise entdecken einige Kinder durch den Kontakt mit dem „Fremden“ auch neue Aspekte am „Eigenen“. Dafür soll Raum sein.
  • Denkbar ist auch, statt die Aufgabe zu lesen, mit den Kindern gemeinsam herauszufinden, was für sie zu einem Fest dazugehört (z. B. Lieder, Essen, Spiele …).

Zur Durchführung

  • Mit den Kindern die Informationen zu Station 7 lesen.
  • Gemeinsam essen und feiern.

Auswertung der Punkte und Siegerehrung mit kleinem Preis oder großem Applaus.
 

1 Angehörige der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers können ein Schofar in der Medienstelle entleihen (Medienpaket MP04). Nähere Informationen: siehe Box am rechten Rand.

2 Jürg Liechti-Möri, Brigitte Messerschmidt, Gerard Minnaard (Hg), Die Menora. Mit Kindern entdecken, Wittingen, Erev-Rav, 2004, S. 94ff.

3 Vgl. http://www.religionen-entdecken.de/lexikon/f/feste-und-feiertage-im-judentum (Link zuletzt geprüft am 10.12.2015).

4 Vgl. http://www.religionen-entdecken.de/lexikon/f/feste-und-feiertage-im-judentum (Link zuletzt geprüft am 10.12.2015).

5 Vgl. http://www.religionen-entdecken.de/lexikon/f/feste-und-feiertage-im-judentum (Link zuletzt geprüft am 10.12.2015).

Überblick

Zielgruppe: 8- bis 11-jährige Kinder

Alternative Zielgruppen: mit Abwandlungen auch für Jüngere

Einsatzgebiet: Kinderfreizeit, Kindergruppe, Kinderbibelnachmittage, 5-20 Kinder, für größere Gruppen leicht abwandelbar

Zeitumfang: ca. 2-3 Stunden für die Stationen, je nach Länge des Weges, je mehr Kinder, desto mehr Zeit, weil die Gruppen nacheinander los gehen, anschließendes gemeinsames Picknick

Material: eine der Gruppe angemessene Wanderstrecke, diverse Bastelmaterialien, siehe einzelne Stationen

Foto: Iris Feigel

Die Autorin

Iris Feigel ist Referentin für die Arbeit mit Kindern im Landesjugendpfarramt im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
(Stand: 2016)

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Foto: tomer turjeman/fotolia.de

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Angehörige der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers können ein Schofar in der Medienstelle entleihen (Medienpaket MP04):