Messias? - Da könnte ja jeder kommen ...
Jüdische Anfragen an Jesus Christus als den Messias
Von Matthias Hopf
Jüdische Anfragen an Jesus Christus als den Messias
Von Matthias Hopf
Der Abend setzt sich mit der Infragestellung der Messianität Jesu von jüdischer Seite auseinander -
evtl. im Rahmen eines Gemeindeabend-Zyklus; vgl. die anderen beiden Beiträge des Autors in dieser Arbeitshilfe:
Ablauf:
Dauer | Methode & Inhalt | Material etc. |
5' | ggf. Ankommensrunde mit kurzer Vorstellung | |
10' | Einstiegsimpuls: Ausschnitt aus dem Film „Das Leben des Brian“ von Monty Python (Zeitindex 0:50:11 bis 1:00:05) | Film „Leben des Brian“, Vorführmöglichkeit |
5' | Austausch über das Gesehene | |
5' | Einzelarbeit: Die Teilnehmenden wählen und notieren eine Bibelstelle, welche für sie das Messias-Sein Jesu ausdrückt. | Zettel, Stifte |
10' | Plenumsrunde: Benennung und kurze Begründung der Auswahl | |
15' | Kurzreferat: Grundinformationen über „Messias“/„Christus“ sowie über die jüdischen Anfragen an Jesus als Messias | Thesen-Plakate |
20' | Plenumsgespräch Teil 1: ggf. Klärung von Rückfragen, Auseinandersetzung mit jüd. Infragestellungen | |
20' | Plenumsgespräch Teil 2: Übergang zur persönlichen Glaubensfrage: „Was braucht es für mich dafür, dass Jesus Christus ist?“ (individuelle Bibelstellen mit einbeziehen). |
Erläuterung
Einstiegsimpuls:
Als Einstieg dient eine Szene aus dem Film „Das Leben des Brian“ (Zeitindex 0:50:11 bis 1:00:05, ggf. kann am Anfang etwas weggelassen werden). Darin wird Brian von einer Menschenmasse ungewollt zum Messias erklärt. Die Menschen folgen ihm penetrant und „bezichtigen“ ihn verschiedener Wunder.
Der Impuls sollte eingeleitet werden durch den Titel des Abends: „Messias?!? – da könnte ja jeder kommen!“ So wird die Aufmerksamkeit auf die im Film enthalte Frage gelenkt: Was macht einen Messias eigentlich aus? Gerade die absurde Darstellung in der Filmszene und die daraus folgende Infragestellung des Messianismus soll provozieren, sich mit seinen eigenen Vorstellungen vom „Messias“ auseinanderzusetzen. Auf diese Fragestellung hin sollte der Austausch nach der Filmvorführung gelenkt werden.
Der Film sollte in lokalen Medienstellen erhältlich sein.
Die Teilnehmenden wählen für sich einen Bibelvers aus, der für sie in besonderer Weise ausdrückt, dass Jesus der Messias ist (alternativ: eine Szene, Erzählung oder ein Gleichnis der Bibel). Die Auswahl für später kurz notieren.
Wichtig ist, dass die Auswahl möglichst spontan und damit intuitiv erfolgt.
Kurze (!) gegenseitige Vorstellung der ausgewählten Bibelstellen (Nennung der Stelle, dazu ein, maximal zwei begründende Sätze). Kommentare sollten nicht zugelassen werden. Vermutlich dürfte eine große Bandbreite an Vorstellungen zu Tage treten (Wunder, Auferstehung, soziale Botschaft etc.). Das führt erneut zur Frage, was eigentlich einen Messias ausmacht.
Die zentralen Inhalte des Kurzreferats sind auf Thesenplakaten zusammengefasst. Die Thesen gruppieren sich in drei Themenbereiche: (1) Begriffsklärung, (2) Messiasvorstellungen zur Zeit Jesu und (3) Diskrepanzen im Messias-Bild des heutigen Juden- und Christentums. Die Thesenplakate sind in der hier beschriebenen Reihenfolge parallel zum Vortrag an einer Pinnwand aufzuhängen oder als Bodenbild auszulegen.
(A) „Messias = Christus“
1) Messias = Christus
Beide Worte haben zunächst die gleiche Wortbedeutung, was im Deutschen oft verschleiert ist, weil sich „Christus“ zu einem festen Titel entwickelt hat.
2) „Gesalbter“
Die Wortbedeutung beider Begriffe ist „Gesalbter“.
(B) „? Messias = Christus ?“
Die gleiche Wortbedeutung ist aber nicht gleichbedeutend mit gleichen Vorstellungen hinter diesen Begriffen. Tatsächlich gab es in ntl. Zeit viele Vorstellungen davon, wie eine „Messias“ genannte Rettergestalt aussehen sollte. Drei Vorstellungsbereiche (Nr. 1–3) lassen sich nachzeichnen, die mit den Personen zusammenhängen, die im AT gesalbt wurden:¹
(C) „Messias ǂ Christus“
Nach der Klärung offener Fragen sollten v.a. die jüdischen Anfragen nochmals stark gemacht werden. Gerade die Anfrage der fehlenden Anzeichen ist nicht zu unterschätzen – ebenso wie die Mahnung, dass das Warten auf die Vollendung auch Auswirkungen auf unser Leben in dieser Welt haben muss. Die Auseinandersetzung mit diesen Anfragen kann helfen, das eigene Bild von Christus zu schärfen.
Die eigenen Vorstellungen sollen im zweiten Teil des Plenumsgesprächs stärker in
den Blick rücken. Dazu können die Bibelstellen vom Anfang dienen. Leitfragen könnten
dabei sein:
1 Vgl. insgesamt zu den Vorstellungshintergründen des Begriffs „Messias“ v.a. Punkt 1 bei Dieter Zeller, Art. Messias/Christus, in: WiBiLex. Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, online verfügbar unter: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/51997/ (Link zuletzt geprüft am 20.8.2015). Natürlich ist dies eine vereinfachte Darstellung der messianischen Strömungen vor und nach der Zeitenwende. Zur Vielfalt dieses Themenbereichs (auch in rezeptionsgeschichtlicher Hinsicht) vgl. u.a. die Beiträge in Ekkehard Stegemann (Hg.), Messias-Vorstellungen bei Juden und Christen, Stuttgart u.a. 1993. Grundlegende und gut verständliche Informationen bietet auch Heinz-Josef Fabry/Scholtissek, Klaus, Der Messias, Perspektiven des Alten und Neuen Testaments, Neue Echter Bibel – Themen 5, Würzburg 2002.
2 Auch das NT nennt Jesus nur zweimal Messias: Joh 1,41 und 4,25.
3 Vgl. dazu Midrasch Exodus Rabba 25,12 zu Ex 16,29.
4 Vgl. zu den Kriterien und Vorstellungen eines jüdischen Messias auch Rabbiner Shraga Simmons, Wunder reichen nicht. Warum für Juden Jesus Christus nicht der Erlöser ist, in: Jüdische Allgemeine Wochenzeitung, 25.03.2004, online verfügbar beim Materialdienst des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau unter: http://www.imdialog.org/md2004/02/0204_12.htm (Link zuletzt geprüft am 20.8.2015); ähnlich auch Bar Rav Nathan, Der Messias – seine Kennzeichen, in: haGalil online, online verfügbar unter: http://www.hagalil.com/judentum/rabbi/090318.htm (Link zuletzt geprüft am 20.8.2015).
Zielgruppe: junge Erwachsene (ca. 20-40 Jahre alt) mit 6 bis 15 Teilnehmenden (ggf. auch größere Gruppen)
Alternative Zielgruppen: Frauenkreise, Männerkreise, sonstige Haus-/Bibelgesprächskreise
Einsatzgebiet: Erwachsenenbildung, Gemeindeabend
Zeitumfang: ca. 90 Minuten. Bei Durchführung des ganzen Zyklus möglichst in zeitlicher Nähe zu den anderen Gemeindeabenden (z.B. innerhalb eines Monats oder als Studientag)
Material: Handouts und Thesenplakate (Kopiervorlagen im Dowload), Film „Leben des Brian“, Vorführmöglichkeit (Beamer, Leinwand), Zettel, Stifte, ggf. Pinnwand
Dr. Matthias Hopf ist Pfarrer und Wissenschaftlicher Assistent im Fach Altes Testament an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau der Ev.-Luth. Kirche in Bayern.
(Stand: 2016)